Die Friedrichstraße wird ab dem 1. Juli 2023 wieder für den Autoverkehr geöffnet. Der gescheiterte Verkehrsversuch der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt wird damit vorerst beendet.
Die neue Verkehrssenatorin Dr. Manja Schreiner (CDU) will ein „Städtebauliches und verkehrliches Gesamtkonzept für die historische Mitte“ ab Herbst 2023 erarbeiten lassen:
„Wir streben für die Friedrichstraße und angrenzende Bereiche ein städtebauliches Konzept zur bestmöglichen Entwicklung und Gestaltung des Gebietes an, das den Bedarf und die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbetreibenden berücksichtigt. Für diesen wichtigen Ort in der historischen Mitte unserer Stadt werden wir deshalb nichts einfach nur vorgeben, sondern eine nachhaltig funktionierende Lösung gemeinsam mit den Betroffenen entwickeln. Wir setzen auch beim Thema Friedrichstraße auf ein Miteinander und eine bedarfs- und angebotsorientierte Mobilitäts- und Verkehrspolitik. Ich freue mich auf das partizipative Masterplanverfahren, das noch in diesem Jahr starten wird.“
Bezirk Berlin-Mitte will konstruktiv mitwirken
Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Bündnis 90/Grüne) will den neuen Ansatz konstruktiv unterstützen, fordert aber moderne und nachhaltige Mobilitätslösungen:
„Viele andere europäische Metropolen stellen bereits jetzt mit innovativen und kreativen Lösungen unter Beweis, wie auch historische Stadtzentren die Zukunftsaufgaben bewältigen und ein guter Ort für alle Verkehrsteilnehmer*innen, Gewerbetreibende und Tourist*innen sein können. Moderne Mobilität schafft Flächengerechtigkeit für alle.“
Remlinger führte in einer Presseerklärung vom 23.05.2023 weiter aus: „Der Bezirk Mitte begrüßt die Ankündigung der Verkehrssenatorin, ein Gesamtkonzept für die historische Mitte erarbeiten zu wollen. Daran beteiligt sich der Bezirk gern. Insbesondere an Ideen, mit denen die Aufenthaltsqualität für alle Verkehrsteilnehmer*innen, vor allem die Fußgänger*innen, spürbar gesteigert werden kann, sind wir sehr interessiert. Dabei müssen neben Verkehrs- und Stadtentwicklungsaspekten auch die wirtschaftlichen Belange berücksichtigt sein. Denn die Friedrichstraße wird nicht einfach wieder florieren, nur weil Verbrenner wieder durchfahren dürfen.“
Berlin-Mitte vor einem Umbruch
Mit dem neuen Vorhaben eines „Masterplanverfahrens“ kommt nun ein monatelanger Verhandlungs- und Umgestaltungsprozeß in Gang, der vor allem für alle Geschäftsleute und Anrainer, für den Handel, Gastronomie und Tourismuswirtschaft große Unsicherheiten mitbringt.
Die Vermieter von Ladenflächen und alle Kulturveranstalter benötigen nun neue Ideen, kurzfristige Konzepte und Pop-Up-Konzepte, die schnell Angebotslücken und leere Flächen füllen können.
Für bereits bestehende Schankvorgärten, Veranstaltungen und Saisongeschäfte sollte es schnell umsetzbare Lösungen und zeitweilige Sondernutzungsgenehmigungen geben.
Wie fit ist die „intelligente-soziale-digitale“ Stadtgesellschaft?
Solange es keine stabile Planungssicherheit gibt, ist ein „Modus vivendi“ für die Berliner Stadtmitte, für den Gendarmenmarkt und die gesamte Friedrichstraße gefragt. — Neue Lösungen und Angebote und auch Zwischennutzungen sind gefragt. „Aufregen“, „Inspirieren“, „Einladen“ und „Involvieren!“
Die 1992 gegründete Standortvertretung DIE MITTE e.V. mit rund 170 Mitgliedern aus den Bereichen Einzelhandel, Immobilien, Kultur, Dienstleistung und Hotellerie/Gastronomie hat es bisher nicht vermocht, eine Zukunftsvision im „orchestrierten Eigeninteresse“ zusammen mit Eigentümern, Projektentwicklern, Immobilieneigentümern und Vermietern und Kundenzielgruppen auf den Weg zu bringen.
Zudem sind im „allgemeinen Digitalisierungwahn“ wichtige Grunderkenntnisse aus dem Blick geraten, die „Orchestrierung von Angeboten“, Erlebnisqualitäten und Stadterlebnisse und Festivals heißen.
Die heute oft nebeneinander agierenden und in „proprietären Communities“ organisierten Akteure müssen sich offenbar auf alte Tugenden offener Kooperationen besinnen. Damit Kommunalpolitik, Kultur und Wirtschaft wieder zu konstruktiven Lösungen und urbanen Synergien zurück finden.
Weitere Informationen:
Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt: Pressemitteilung 23.05.2023
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