Montag, 20. Januar 2025
Home > Aktuell > Corona-Gefahrenabwehr und Infektionsschutz-Strategie für urbane Räume

Corona-Gefahrenabwehr und Infektionsschutz-Strategie für urbane Räume

Virusabwehr

Von Michael Springer

Die Pandemie hat Deutschland vor einem Jahr weitgehend unvorbereitet getroffen. Die Gefahrenabwehr, die unmittelbare Kontaktreduzierung und die Strategien der Infektiologie waren daher die Maßnahmen der ersten Wahl.
Kontaktreduzierung und Kontakt-Vermeidung sind jedoch sehr weitreichende und robuste Maßnahmen, die unabsehbare wirtschaftliche und menschliche Folgen nach sich ziehen — und menschliche Freiheiten und wirtschaftliche und kulturelle Entfaltungsfreiheit einschränken.

Das Zustandekommen der Maßnahmen zum Infektionsschutz und zu den Kontaktbeschränkungen war zuerst auf reinen Modellannahmen gegründet, wie die WELT AM SONNTAG aktuell offenlegt.
Demnach beauftragte das Bundesinnenministerium die Forscher von Robert-Koch-Institut und anderen Einrichtungen mit der Erstellung eines Rechenmodells, auf dessen Basis die Behörde von Innenminister Horst Seehofer (CSU) harte Corona-Maßnahmen rechtfertigen wollte.

Für die Entwicklung von rationalen und praktikablen Strategien für urbane Räume war offenbar zu wenig Zeit. Zudem war die Methodensicht von Anfang an nur auf Modellannahmen und Prognosen von Infektiologen gestützt und verengt.

Infektionsbekämpfung und Sprachregelungen

Auch wurden in Deutschland „Sprachregelungen“ gesetzt, wobei man sich offenbar an der Praxis der USA orientierte. Das Center for Disease Control and Prevention (CDC) hatte z.B. restriktive Sprachregelungen durchgesetzt, Worte wie „vulnerable“ (verwundbar), „entitlement“ (Anspruchsberechtigung), „evidence-based“ (auf der Grundlage empirischer Belege) und „science-based“ (auf wissenschaftlicher Grundlage) möglichst zu vermeiden.

Die Praxis der Sprachregelungen gehört zu den Regelwerken der Pandemiebekämpfung und soll die Effektivität der laufenden Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung sicher stellen.
Doch es gibt eine fatale Nebenwirkung: gleichzeitig wird damit die politische Führung gegen Kritik „immunisiert“.
Infektiologen bekommen damit eine nicht demokratisch kontrollierte Allmacht eingeräumt, die über Details und individuelle Ansprüche und Rechte hinwegsetzt — zumal wenn die Medien dies nicht hinterfragen.

Die beständigen Proteste und Verweigerungsstrategien konnten sich daher in Deutschland rasch ausweiten und leider auch die Wirksamkeit der Pandemiebekämpfung auf Dauer schwächen.

Die in Deutschland gesetzten „Sprachregelungen“ wurden mehrfach angepaßt. Bis zum 6. März 2020 wurde z.B. nicht die Übertragbarkeit von SARS-Covid 19 über den Luftpfad (Aerosole) zur Kenntnis genommen. Erst mit unabweisbaren Erkenntnissen der WHO schwenkte das Robert-Koch-Institut um. Gleichzeitig wurde offenbar, dass die Bundesregierung seit Jahren die Pandemievorsorge vernachlässigt hatte, und auch keine Bevorratung mit Masken und Schutzkleidung geleistet hatte.

Andere Fachexperten etwa aus dem Kreis von Lungenfachärzten, aus der Arbeitsmedizin oder dem Arbeitsschutz wurden gar nicht hinzugezogen, als der Lockdown geplant wurde. Auch Gesundheitsökonomen und Experten für Luftreinhaltung wurden nicht in die laufende Pandemieplanung einbezogen.

Stattdessen wurden viel Zeit und Ressourcen für die Entwicklung der Corona-App und für die Digitalisierung verwendet — der seit Februar 2020 mögliche Schutz der besonders gefährdeten Personen in Alteneinrichtungen und Pflegeheimen wurde sträflich vernachlässigt.

Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Ein umfangreiches technisches Instrumentarium ist verfügbar, um eine „Corona-Gefahrenabwehr und Infektionsschutz-Strategie für urbane Räume“ zu planen und für die wichtigsten urbanen Nutzungen zu konzipieren.

Gefährdungspotentiale, Gefährdungspfade und Infektionsvorsorge

Heute ist es notwendig, einen rationalen, evidenzbasierten und praktikablen Ansatz zu entwickeln, der weitgehende Bewegungsfreiheit und sichere humane Interaktionen und Transaktionen im urbanen Raum sichert.
Die Betrachtungsweise der potentiellen Ansteckungsgefahren muss geändert, differenziert lokal konkretisiert werden!

Virus-Emissionen durch Menschen, in der Atemluft schwebende Aerosole, Tröpfcheninfektion im direkten Kontakt und die indirekte Infektion durch Hautkontakt und Schmierinfektion müssen getrennt betrachtet und in ihren unterschiedlichen Gefährdungspotentialen und Übertragungswegen betrachtet werden.

Klassische Gefährdungsanalysen müssen dazu erstellt werden, wie sie bei Arbeitsmedizinern und Umweltmedizinern seit Jahrzehnten methodisch bekannt sind.
Und es geht auch um die Mobilisierung von jahrhundertealten Wissen, von Hygiene-Kompetenzen und Anwendungswissen von Fachleuten aus Kur- und Badewesen, Medizin und Arbeitsmedizin und vor allem um den Einsatz Experten für Luftreinhaltung und Luftqualität in Gebäuden, Räumen und Verkehrsmitteln.

Schon seit dem Mittelalter hat die Menscheit es gelernt, Keimverbreitung und Virusverbreitung über die Belastungspfade Luftweg, Hautkontakt und Inhalation in den Blick zu nehmen! Japan hat eine über 600 Jahre alte Hygienekultur, die auf den Shintoismus zurückgeht.

Heute wissen wir: es gibt viel mehr Alternativen, als nur den Kontakt zwischen Menschen zu unterbrechen, um eine Virusverbreitung zu verhindern.
Auch die Belastungspfade Luftweg, Hautkontakt und Inhalation lassen sich wirksam mit technischen und medizinischen Mitteln abschneiden und unterbrechen.
Technische Maßnahmen können Gefährdungen auf minimale Restrisiken der Corona-Übertragung zurückbringen — und effektiv begrenzen. Dabei gibt es auch Maßnahmen, die ganz selbstverständlich im Alltag anwendbar sind, ohne erneute Lockdowns notwendig zu machen.

Inhalator für Asthma-Kranke auch modfizierbar für viruzide Mittel - Foto: Pixabay
Inhalator für Asthma-Kranke auch modfizierbar für viruzide Mittel – Foto: Pixabay

Virusabwehr durch Pflege der Atemwege

Weder das Bundesgesundheitsministerium noch das Robert-Koch-Institut haben die Virusabwehr im Körper ernsthaft in den Blick genommen.

Auch eine Virusabwehr im Körper, auf den Schleimhäuten und in den Atemwegen ist möglich und muss systemisch mitbetrachtet werden. Hier ist praktisches Wissen gefordert:

  • eine Raumluftfeuchte von 60% hilft, die Selbstreinigungsmechanismen der Schleimhäute mit ihren Flimmerhärchen in Gang zu halten.
  • Gurgeln mit viruziden Mitteln ist aktive Gesundheitsvorsorge gegen Corona-Viren.
  • Ugai: die jepanische Kunst des Gurgelns kennt zwei Arten: „Bukubuku“: Wasser wird geschlossenen Mund herumgewirbelt. indem die Wangen aufgebläht und zusammengezogen werden.  „Garagara“: Wasser wird in den Mund aufgenommen, dann geht der Blick nach oben, die Lippen werden göffnet, Luft wird ausgestoßen, wobei Gurgel-Geräusche gemacht werden.
  • Gegen Virusinfekte aller Art helfen schließlich auch die Inhalation viruzider Mittel. Durch das Inhalieren von Kochsalzlösung lässt sich die Übertragung von Viren und Bakterien via Tröpfcheninfektion um rund 72 Prozent verringern und das für die Dauer von 6 Stunden. Darauf wiesen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGPB) schon im Jahr 2007 hin.
Die Schleimhäuter der Atemwege sind mit Flimmerhärchen besetzt und transportieren Schleim und abgelagerter Viruspartike in den Rachenraum - Grafik: adaptiert von Blausen.com / Wikipedia / CC BY 3.0
Die Schleimhäuter der Atemwege sind mit Flimmerhärchen besetzt und transportieren Schleim und abgelagerter Viruspartike in den Rachenraum –
Grafik: adaptiert von Blausen.com / Wikipedia / CC BY 3.0

Mit Atemwegspflege das Infektionsrisiko senken ist auch der Rat von Prof. Viola Vogel von der ETH Zürich, der sich auch auf die Quelle der DGBP stützt (diese Zitation wurde dort heute gelöscht).

Mehr Selbstverantwortung, aktive Vorsorge und Gefahrenabwehr

Der Übergang vom bisherigen staatlichen Infektionsschutz-Regime zum privatrechtlichen und selbstverantwortlichen Handeln kann bei niedrigen Inzidenzwerten verantwortet werden.
Aus juristischer Sicht bildet dazu das Arbeitsschutzgesetz die Grundlage, das um Arbeitsstätten- und Versammlungsstättenverordnungen ergänzt wird.
Ergänzend dazu gilt §15 SGB VII, der den Unfallversicherungsträgern das Recht einräumt, ergänzend eigene Unfallverhütungsvorschriften (UVV) zu erlassen. Hier handelt es sich im Prinzip um Satzungsrecht, durch welches die eigenen versicherungstechnischen Belange geregelt werden.
Besucher von Kultureinrichtungen könnten durch Erklärungen zum Infektionsschutz ihre Selbstverantwortung dokumentieren, und beim Betreten der Kultureinrichtung angemessene Vorsorgemaßnahmen treffen, um in definierten Schutz zu erhalten.
Die über 100-jährige Erfahrung der Unfallversicherungsträger bei der betrieblicher Prävention von Unfällen und Berufskrankheiten und die Informationen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) könne allgemein werden. Diese enthalten konkrete praxisnahe Umsetzungshilfen für die Betriebsverantwortlichen, die auch am Besten geschult sind, um mit den lokalen Gesundheitsämtern Hand in Hand zu arbeiten.

Gefahrenabwehr, Vorsorge- und Infektionsschutz in Gebäuden

Der Einfluss des Innenraumklimas und damit auch des Lüftens und die Funktionen raumlufttechnischer Anlagen (RLT-Anlagen) auf die Infektionsübertragung von SARS-CoV-2 rücken mehr und mehr in den Vordergrund.
Eine definierte Luftfeuchtigkeit hilft, den Selbstreinigungskräften der Atemwege. Der Luftaustausch reduziert in jedem Fall in der Luft schwebende Aerosole und verdünnt etwaige Viruskonzentrationen.
Besser noch wirken elektrisch betriebene Luftfilter, die die Innenraumluft fast vollständig von Viren reinigen.
Im Zusammenwirken mit Abstandsregeln, Mund-Nase-Maske und Waschhygiene kann eine Masseninfektion in Kitas und Schulen praktisch weitgehend unterbunden werden.
In Kultureinrichtungen mit Sitzbetrieb und Laufbetrieb kann die potentielle Infektionsgefahr durch vergrößerte Abstände und Intervall-Lüften ebenfalls weitgehend ausgeschlossen werden.

Bei längeren Aufenthalten in Kultureinrichtungen sind auch zusätzliche Maßnahmen sinnvoll, die einen Virus-Eintrag vermindern:

  • die UV-Desinfektion der Oberbekleidung (Garderobe)
  • Luftschleusen mit Ozonierungs-Desinfektion
  • sterile Pfandbecher zum Gurgeln

lassen sich im laufenden Betrieb integrieren und sich auch zu sehr überschaubaren Kosten umsetzen.

Die Umsetzung der Corona-Gefahrenabwehr und Infektionsschutz-Strategie in der Versammlungsstätten-Verordnung (ab 199 Personen) und in einer „Verordnung für kleine Kulturstätten und Gastromiebetriebe“ wäre der erste pragmatische Schritt, um den Lockdown durch einen selbstverantworteten Infektionsschutz abzulösen.

Eine Test- und Anmelde-Strategie sollte vorgeschrieben werden, solange neue Superspreader-Ereignisse drohen. In jedem Fall muß die Kontaktnachverfolgung der Gesundheitsämter für alle Kulturbesucher sicher gestellt werden.

Strategie für Urbane Räume, ÖPNV, Geschäfte und Shoppingcenter

In urbanen Räumen sollten chaotische Menschenansammlungen vermieden werden. Ein geordneter „Laufbetrieb“ in Verbindung mit AHA-Regeln und begrenzten Besucherzahlen ist eine breit anwendbare Option, die kaum zu Freiheitseinschränkungen führt.

In Innenräumen, Bussen und Bahnen, sowie Geschäften und Shopping-Centern muß vor allem die Luftqualität durch geeignete Maßnahmen für die Raumlufttechnischen Anlagen (RLT) gesteuert werden.
In Bussen und Bahnen reduziert z.B. eine „Kolbenströmung“ mit „Frischluftzufuhr“ die Infektionsgefahren.
In öffentlichen Gebäuden, Geschäften und Shopping-Centern müssen Umluft-Klimaanlagen umgestellt werden, und durch Luftfilter und Luftschleusen umgebaut und ergänzt werden, um eine Anreicherung von virusbelasteter Luft zu vermeiden.
Die „Empfehlungen der Bundesregierung zum infektionsschutzgerechten Lüften“ sind auch ein wichtiger Lösungsweg. In der Realität sind diese aber in Schulbauten und Kitas nicht anwendbar, wenn diese entgegen der Bauordnung betrieben und über keinerlei Öffnungsmöglichkeiten verfügen.

Die allgemeine Umrüstung von Gebäuden und Haustechnik auf gesicherte Standards, wie sie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vorgibt, sollte zur „Zukunftsstrategie für die sichere und gesunde Stadt“ ausgebaut werden! — Städte und urbane Räume müssen künftig mit Gefahrenabwehr- und Infektionsschutz-Strategien gegen Pandemien besser ausgestattet und vorbereitet werden!