Samstag, 14. Dezember 2024
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Intensivmediziner warnen eindringlich zum Schutz vor Corona

Extracorporale Membranoxygenierung (ECMO)

„Wir sind in einer absoluten Ausnahmesituation, die wir in der Geschichte der Intensivmedizin so noch nie erlebt haben“, sagt Professor Dr. Gernot Marx, Sprecher des „Arbeitskreises Intensivmedizin“ der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI). Die Corona-Pandemie führt ihn und seine Kolleginnen und Kollegen in diesen Tagen an die Belastungsgrenze.

Allein in seiner Klinik, der Klinik für Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Aachen, müssen Marx und sein Team zurzeit pro Tag bis zu vier neue Covid-19-Patienten aufnehmen und versorgen. Pro Krankenhaus sind im Schnitt deutschlandweit jetzt nur noch drei Intensivbetten überhaupt frei. Ewig kann das nicht mehr so weitergehen.

Beatmungspatienten führen das System an Grenzen

An den Betten in der Uniklinik Aachen laufen inzwischen bei neun Patienten Systeme zum Ersatz der Lungenfunktion, sogenannte ECMO-Pumpen. Die Extracorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist nach der Sauerstoff-Therapie und der Beatmung medizinisch die letzte Möglichkeit, einen schwerkranken Covid-19-Patienten zu retten: „Noch viel mehr Geräte werden wir allein aus personellen Gründen nicht mehr betreiben können.“ Die deutsche Intensivmedizin, so Marx, sei „nicht überfordert“, aber mittlerweile sicherlich „bis an die Grenzen des Machbaren gefordert“!

Personalkapazitäten mit immer weniger Reserven

Der 54-Jährige Marx ist seit mehr als 20 Jahren in der Intensivmedizin tätig und gehört zu den deutschen Top-Intensivmedizinern. Aktuell lautet Marx Einschätzung: „Im Sinne der Rettung von Leben und der Intensivmedizin hätten die zuletzt vereinbarten Lockdown-Maßnahmen noch schärfer ausfallen können.“

Die erste Corona-Welle im Frühjahr, zwischendurch die Aufarbeitung aller zurückgestellten Operationen und jetzt der zweite Ansturm von Covid-19-Patienten: Viele Mitarbeiter auf den Intensivstationen hätten psychisch wie physisch kaum noch Reserven. Durch Krankheiten und Ausfälle hätten sich die Reihen erkennbar gelichtet, unter den Pflegekräften wie auch bei den Ärztinnen und Ärzten.

So bleibt Intensivmediziner Marx nur die Wiederholung des eindringlichen Appells, sich an die allgemeinen Schutzmaßnahmen zu halten und zu verstehen, dass es sich dabei um Mindestregeln handelt: „Die Corona-Krise ist längst noch nicht überstanden! Es geht noch weiter: Im Moment haben wir auf den Intensivstationen gemischt junge und alte Patienten liegen. In den kommenden Wochen werden wir aber wieder vor allem ältere Menschen aufnehmen müssen!“

Der nachfolgende Lehrfilm zeigt eindringlich, welcher Aufwand zur Lebenserhaltung bei sehr schwer erkrankten Covid-19-Patienten betrieben werden muß.

DGAI-FILM ZU INTUBATION UND BEATMUNG VON COVID-19-PATIENTEN
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