Sonntag, 13. Oktober 2024
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CO2-Emissionen und klimawirksame Treibhausgase

Destatis: Hauptgebäude des Statistischen Bundesamtes

Das Klimaschutz-Paket der großen Koalition wurde beschlossen, der Streit um die Wirksamkeit und Minderungseffekte ist im vollem Gang. Dabei werden viele Themem, aber auch Scheinthemen angesprochen, wie etwa die Fokussierung auf SUVs. Der problematische Entwicklungstrend zu immer mehr Motorleistung bei allen PKWs wird so übertüncht.

Um die Debatte über CO2-Emissionen und klimawirksame Treibhausgase zu versachlichen, werden hier zunächst die nackten Zahlen des Statistischen Bundesamt (Destatis) präsentiert. Die Ausgangszahlen des Jahre 2018 sind künftig Maßstab für die vom Klimakabinett beschlossene jährliche Überprüfung der CO2-Emissionsbilanzen und Startgröße für die alternative Klimaschutzkonzepte.

Bedenklicher Trend zu immer mehr Motorleistung

Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte am 26. November 2018 mit: „Die durch Pkw in Deutschland verursachten Kohlendioxid-Emissionen nehmen kontinuierlich zu. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 115 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, entspricht das einer Zunahme gegenüber 2010 um 6 %.“

Höhe und Entwicklung der CO2-Emissionen werden von folgenden Faktoren beeinflusst: der durchschnittlichen Motorleistung, der Fahrleistung (Fahrzeugbestand und durchschnittliche Fahrleistung) sowie dem Durchschnittsverbrauch (Liter je 100 Kilometer) der Fahrzeuge.

Die durchschnittliche Motorleistung neuzugelassener Pkw ist in den letzten sieben Jahren um 16 % angestiegen. So hatten die Neuzulassungen des Jahres 2017 eine Motorleistung von durchschnittlich 111 Kilowatt (kW). 2010 hatte sie noch bei 96 kW gelegen. An den CO2-Emissionen hatten die Fahrzeuge mit einer Motorleistung über 100 kW einen Anteil von über 50 %. 2010 waren es noch 36 % gewesen.

Wachsende Fahrzeugbestände und wachsende Fahrleistungen

Die Fahrzeugbestände sind von 2010 bis 2017 um 10 % gewachsen. Gleichzeitig hat die Fahrleistung aller Pkw um 9 % zugelegt. 2017 verbrauchten 46 Millionen Pkw gut 46 Milliarden Liter Kraftstoff. Zwar ist der Durchschnittsverbrauch der Pkw seit 2010 um rund 3 % gesunken. Aufgrund der Zunahme von Bestand und Fahrleistungen ist der Kraftstoffverbrauch insgesamt jedoch stetig gestiegen. 2017 lag er um 6 % höher als im Jahr 2010. Bei den Diesel-Pkw mit mehr als 100 kW Leistung ist der Verbrauch in diesem Zeitraum sogar um 69 % gestiegen. Aber auch bei den Benzinern ist der Verbrauch der leistungsstarken Pkw kontinuierlich gewachsen (+15 %), obwohl der Verbrauch der Benziner insgesamt im gleichen Zeitraum um 9 % gesunken ist.

Fatale Bilanz 2010 – 2017

„Die gestiegene Motorleistung der deutschen Pkw führte im Jahr 2017 im Vergleich zu 2010 zu einem rechnerischen Zuwachs der CO2-Emissionen um 8 Millionen Tonnen. Die Zunahme von Beständen und Fahrleistungen sorgte für eine rechnerische Erhöhung der CO2-Emissionen um weitere 6 Millionen Tonnen. Einzig die gesunkenen Durchschnittsverbräuche (Liter je 100 Kilometer) wirkten diesen beiden Faktoren mit einer rechnerischen Absenkung um 7 Millionen Tonnen entgegen, konnten sie aber nicht kompensieren.“


Erfolge in der Bilanz klimawirksamer Stoffe

Neben CO2 gibt es weitere klimawirksame Stoffe, die Einfluss auf die Erderwärmung haben und zum Klimawandel beitragen. Diese Stoffe werden per Meldeverfahren der Industrie ermittelt. Schwefelhexafluorid ist dabei das stärkste bisher bekannte Treibhausgas: Es trägt in einem Zeitraum von 100 Jahren 22 800 Mal stärker zum Treibhauseffekt bei als Kohlenstoffdioxid (CO2). Die Klimawirksamkeit der in 2018 abgegebenen Menge SF6 entspricht insgesamt 18 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (Global Warming Potential, kurz GWP). Zu einer weiteren bedeutenden Abnehmergruppe zählt mit 1 Million Tonnen CO2-Äquivalenten die Halbleiterindustrie. Dort wird SF6 überwiegend als Ätzgas eingesetzt.

Die von Gasehändlern an die Industrie abgegebene Menge entspricht allerdings nicht der tatsächlich in die Atmosphäre freigesetzten Emissionsmenge, denn Schwefelhexafluorid wird zu großen Teilen innerhalb geschlossener Systeme verwendet und damit (vorerst) nicht freigesetzt. Tatsächlich freigesetzt wurden im Jahr 2017 nach Berechnungen des Umweltbundesamtes zur nationalen Treibhausgas-Berichterstattung 4,2 Millionen CO2-Äquivalente SF6. Dies entspricht einem Anteil von knapp 0,5 % an den gesamten Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 907 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten.

Der Erfolg laut Mitteilung von Destatis am 15. Mai 2019.


Treibhausgasemissionen insgesamt

Die Gesamtemissionen von Treibhausgasen werden nach Inländerkonzept einschließlich Emissionen aus Biomasse ermittelt.

Destatis meldet mit Stand vom 18. Juli 2019 die Übersicht der Treibhausgasemissionen von

– Kohlendioxid (CO2)
– Methan (CH4)
– Distickstoffmonoxid (N2O)
– teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe (HFCs)
– vollhalogenierte Kohlenwasserstoffe (PFCs)
– Schwefelhexafluorid (SF6)
– Stickstofftrifluorid (NF3)

mit Bezug zum Stichdatum des Jahre 2000.

Die fatale Bilanz: beim Kohlendioxid hat es seit dem Jahr 2000 keine Senkung der Emissionen gegeben, sondern eine Zunahme um 1,5 Prozent. Das bedeutet: neunzehn Jahre CO2-Minderungspolitik haben keinen Effekt gehabt und wurden verschlafen.

Rechnerisch wurden lediglich CO2-Äquivalente in Höhe von 1,9 Prozent zwischen dem Jahr 2000 bis 2016 eingespart. Dies war vor allem durch verbesserte Maßnahmen zur Emissionsminderung bei Methan (CH4) und vollhalogenierten Kohlenwasserstoffe (PFCs) möglich.


Hinweis: die weitere Kommentierung entällt an dieser Stelle. Auf alternative Ansätze zur Minderung von Treibhausgasemissionen wird in späteren Beiträgen eingegangen.

ms