von Gesine Stoyke
Konzert am 29. Juni in der Berliner Kulturbrauerei
Am 29. und 30. Juni war das Kesselhaus der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg Schauplatz des „K-INDIE ON“-Festivals, welches jungen koreanischen Indie-Bands eine Bühne bietet, um sich mit ihrer Musik in Deutschland vorzustellen. Das Festival mit dem diesjährigen Line-up Touched, HeyMen, Kardi und W24, das von der Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea organisiert wurde, ging 2024 bereits in die zweite Runde und fand nicht nur in Berlin, sondern erstmals auch in Hamburg statt.
Nach dem Eröffnungskonzert im legendären Gruenspan in Hamburg (27. Juni) konnten sich die Hauptstädter am 29. Juni auf das Auftaktkonzert in Berlin freuen.
Obwohl „K-INDIE ON“ in direkter Konkurrenz zur Fußball-EM stand, herrschte nicht nur beim Public Viewing für die EM im Innenhof der Kulturbrauerei, sondern auch am Einlass für das Konzert im Kesselhaus dichtes Gedränge. Rund 500 Personen kamen, um die beiden K-Indie-Bands des Abends zu feiern. *
Den Anfang machten HeyMen, die in ihrer Musik Elemente von Pop, Rock und alternativem Sound miteinander verschmelzen. Durch „experimentelle, aber dennoch bodenständige und herzerwärmende Texte“ ist es dem Trio bestehend aus Do Yeong (Vocal), Gong Tan (Drums) und Terry Kim (Guitar) laut eigenen Angaben gelungen, ein breites Publikum anzusprechen. Die Band animierte die Berliner Gäste zum Mitmachen mit Aufforderungen wie „I expect energy from you!“, „Party like Gatsby!“ und „Jump and [be] crazy!“. Die Anwesenden ließen sich nicht zwei Mal bitten und kamen diesen Wünschen gern nach. HeyMen präsentierten eine Mischung aus englischen und koreanischen Titeln wie „We Know Nothing“, „Special“, „Haengbok-ui nara-ro“ (,행복의 나라로‘), „Yeongi“ (,연기‘), „Liar“, „Villain“, „Gatsby“, „Photograph“, „On My Way“, „Shelter“, „Tired God“, „Sumeun byeol“ (,숨은 별‘), „Passion and moving“ und „Haengun-eul bireoyo“ (,행운을 빌어요‘), unterbrochen von kurzen Redebeiträgen. So erzählte Drummer Gong Tan, dass er sich angesichts der vielen unterschiedlichen Sorten Gummibärchen in Deutschland wie im Schlaraffenland fühle. Nun sei kein Platz mehr in seinem Koffer. Bei der Zugabe am Ende ihres Auftritts brachte die Band den Saal noch einmal zum Toben. Anschließend stand das sympathische Trio für eine Autogrammstunde zur Verfügung, bei der sich eine Menschentraube um den Tisch bildete.
Mit dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschland gegen Dänemark um 21 Uhr war die Location bereits etwas leerer, aber immer noch gut gefüllt. Das verbleibende Publikum brachte seine Begeisterung für den Auftritt von Touched, der zweiten Band des Abends, dafür umso lautstärker zum Ausdruck, tanzte, schrie und tobte.
Touched ist eine vierköpfige, gemischte Band mit den Mitgliedern Yun Min (Vocal & Guitar), Kim Seungbin (Drums), John B. Kim (Bass) und Chea Dohyeon (Keyboard), die in ihrer Musik „ausgeprägtes Charisma mit zartem Feingefühl kombiniert“, wie die Band sich selbst beschreibt. Das Markenzeichen der Gruppe ist genreübergreifende Musik mit einer Vielzahl von Facetten. Touched haben bereits viele Preise gewonnen und sind regelmäßig in den unterschiedlichsten TV-Formaten zu Gast. Sängerin Yun Min konnte sich neun Wochen in Folge in der koreanischen Show „Mask of King Singer“, dem Originalformat der in Deutschland als „The Masked Singer“ bekannten ProSieben-Sendung, als ,King of Mask Singer‘ behaupten. Entsprechend hoch waren denn auch die Erwartungen an den Auftritt der Band.
Die zierliche Sängerin zeichnete sich durch eine beeindruckende Stimmgewalt aus und nahm das Publikum sofort für sich ein. Auf ihre Liebeserklärung an die deutsche Hauptstadt „I love Berlin“ antworteten die Anwesenden mit „we love YOU“. Ihre Kenntnisse der deutschen Umgangssprache stellte Yun Min mit Sprüchen in einer Mischung aus Deutsch und Englisch wie „Ihr seid geil!“, „Berlin [is] krass!“ und „You guys [are] krass!“ unter Beweis. Die deutschen Fans versuchten es ihrerseits mit einem „gwaenchana!“ (,괜찮아!‘, „alles gut!“).
Der Auftritt der Band beinhaltete Lieder wie „Hi Bully“, „Alive“, „Bulsi“ (,불시‘), „Shut Down“, „Yagyeong“ (,야경‘), „Saebyeokbyeol“ (,새벽별‘), „Bad Sniper“, „Love Is Dangerous“, „Bandit Buri“ (,반딧불이‘), Highlight“ und „Stand Up“ mit lebensbejahenden, positiven Botschaften wie ,every moment in life is a highlight‘ und ,you are the best as you are‘. Die Sängerin suchte immer wieder den Kontakt zum Publikum und sang auch direkt in die Smartphones ihrer Fans, die diese ihr am Bühnenrand entgegenhielten. Nach einer letzten Zugabe, die von zahlreichen „Encore“-Rufen begleitet wurde, verabschiedeten Touched ihre Gäste nicht mit einer Autogrammstunde, sondern mit einem großen Lächeln und einem High five für jeden einzelnen Gast am Ausgang.
Ein Abend voller großartiger Musik und guter Laune endete mit der Vorfreude auf das Konzert von Kardi und W24 am Folgetag sowie auf das „K-INDIE ON“-Festival im kommenden Jahr.
*An den vier Konzerten des Festivals in diesem Jahr nahmen insgesamt über 1300 Personen teil.
Weitere Informationen:
Korean Cultural Center — https://germany.korean-culture.org
