Ostern für alle Katholiken in Polen das wichtigste Fest. Knapp 90 Prozent aller Polen gehören der katholischen Konfession an. Seit dem Mittelalter ist vor allem das Osterfest in Polen von allgemeiner kultureller Bedeutung. Der lebendige Brauch, Eier zu bemalen, hat eine sehr lange Tradition. Das Ei symbolisiert die Wiedergeburt des Lebens,, während das Christentum es mit der Auferstehung Christi verband.
Am Karsamstag werden in polnischen Gemeinden die Osterkörbe gesegnet. Mit dieser Tradition bereiten sich die Christen auf das bevorstehende Osterfest vor. Viele Familien versammeln sich dafür in der Küche und bereiten den Korb vor. Wenn der Osterkorb fertig ist, geht es in die Kirche zur Osterkorbsegnung. Die Speisen segnet der Pfarrer mit Weihwasser. Erst nach der Osterkorbsegnung essen Familien ihre Speisen am Ostersonntag zum Frühstück. Der Osterkorb steht symbolisch für das Leben und die Früchte der Erde.
Ostern symbolisiert den Frühling
Das Wort „Ostern“ leitet sich vermutlich vom altgermanischen Wort „austro“ für „Osten“, in seiner eigentlichen Bedeutung „Morgenröte“, ab und symbolisiert das Frühlingserwachen. Möglicherweise geht der Name des Festes aber zurück auf „Ostara“ bzw. „Eoastrae“ – die germanische Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. In der polnischen Sprache heißt Ostern „Wielkanoc“, also „große Nacht“. Der Begriff spielt auf die Nacht der Auferstehung Jesu Christi von den Toten an.
Seit dem Jahr 1091 beginnt der österliche Festkreis mit dem Aschermittwoch, dem eine 40-tägige Fastenzeit folgt. Was man fastet, bestimmt jeder für sich: Einige essen nur eine Mahlzeit am Tag, andere verzichten auf Alkohol, Süßigkeiten oder Fleisch. Ostern gehört dabei zu den beweglichen Festen, deren Kalenderdatum jedes Jahr variiert. Ausschlaggebend für die Berechnung des Datums ist der Frühlingsvollmond: Ostersonntag soll am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert werden
Die Auferstehung Jesu Christi ist jedoch nicht der einzige Grund, Ostern zu zelebrieren. Das Fest ehrt ebenso den Frühling – die Jahreszeit, in der die Natur zum Leben erwacht. Dies macht sich insbesondere in den Ostersymbolen bemerkbar.
Ostereier – populäre Malkunst und Kunstwettbewerbe
Ostereier verkörpern den Ursprung des Lebens und finden sich in Bräuchen wie dem Eierfärben und Eiersuchen wieder. Bis in vorchristliche Zeiten reicht der Brauch zurück, „Pisanki“ anzufertigen. Jede Region hat dazu ihre eigene Tradition, diese kunstvoll verzierten Ostereier herzustellen. Weit verbreitet sind mit Wachs- oder Kratztechniken hergestellte Eier. Die Pisanki dienen nicht nur als Osterschmuck. So soll einem ostpolnischen Glauben zufolge das dreifache Umrunden des eigenen Hauses mit einem gesegneten Osterei ein sicheres Mittel gegen das Böse sein.
Die Tradition der Ostereier-Malerei ist auch in der Kunst und im Tourismus angekommen. In Karpacz, zu Füßen des Riesengebirges und der Schneekoppe, sind mehr als ein Dutzend große Ostereier aufgestellt. Die rund 1 Meter großen Eier wurden von Künstlerinnen und Künstlerm individuell gestaltet. Zu den Osterfeiertagen funktioniert der Zauber, denn fröhliche Familien mit Kindern lassen sich hier gern fotografieren, oder inszenieren ihre Selfies.
In ganz Polen haben lokale und landesweite Kunstwettbewerbe zur Popularisierung der Oster-Eier-Malerei beigetragen. Im diesjährige 50. Michał-Kowalski-Ostereierwettbewerb in Gorzów Wielkopolski wurden in diesem Jahr ganze 322 künstlerisch hochwertig gestaltete Ostereier aus ganz Polen eingereicht.
Ostereier in traditionellen Techniken gestalten
Für die Verzierung werden sowohl Hühner-, Enten-, Gans- oder sogar Straußeneier genutzt. Die Eier werden zunächst ausgeblasen und zu so genannten wydmuszki, das heißt „leeren Schalen“ gemacht.
Sehr beliebt sind Ostereier, die mit heißem Wachs und mit Hilfe eines Holzstückchens oder einer Nadel verziert und anschließend in bunte Farben getaucht werden. Die bewachste Fläche wird dabei nicht eingefärbt. Nachr Entfernung der Wachselemente treten kunstvolle, weiße Muster auf dem Ei zu Tage. Diese überlieferte Maltechnik ist auch eine Inspirationsquelle für Kinder, und wird in Kindergärten und Grundschulen als künstlerische Betätigung gefördert.
Eine andere Eier-Variante sind die kraszanki. Die Eier werden in einer Brühe aus bunter Wolle oder braunen Zwiebelschalen gefärbt. Danach werden feine Muster in die Schale geritzt. Es ist eine aufwändige Technik, die geschickte Hände und einige Mühe fordert.
„Um eine kraszanka zu machen, werden mindestens zwei Stunden benötigt“, sagt Verkäuferin in einem Souvenirshop.
Künstlerisch bemalte Ostereier sind inzwischen nicht nur traditionelle Volkskunst, sondern auch ein kunsthandwerkliches Geschäft, das auch online boomt. Die inividuellen Angebote für polnische Ostereier auf der Plattform Etsy sind dabei besonders schön anzusehen.
Weitere Informationen:
Ostern in Polen von A-Z