Für die Uferhallen, einen der wichtigsten Atelierstandorte in Berlin, zeichnet sich nach jahrelangem Ringen ein belastbarer Zukunftsplan ab.
Das Land Berlin, der Bezirk Mitte, die Eigentümerin und der Künstler-Verein stellten dem rbb am Freitag auf dem Gelände im Wedding Grundzüge einer Einigung vor, die den etwa 100 Künstlerinnen und Künstlern langfristig ihre Ateliers und bezahlbare Mieten sichern soll. Bis Jahresende soll sie unterschriftsreif sein.
Kultursenator Joe Chialo (CDU) sprach gegenüber dem rbb von einer „guten Nachricht“. Die angestrebte Vereinbarung bedeute „Schutz vor Verdrängung, eine klare Definierung, dass das Gelände ein Kulturort ist und dass die Künstlerinnen und Künstler hier bleiben können“, so Chialo.
Eine Million Euro für gemeinnützige Generalmieterin
Laut Pressemitteilung vom rbb gibt es eine Übernahme durch einen Träge: „Geplant ist, dass das Land Berlin ab 2024 über die gemeinnützige Kulturraum GmbH Generalmieterin der Uferhallen-Ateliers wird und sie dann an die Künstlerinnen und Künstler weitervermietet. Der Vertrag soll für 30 Jahre geschlossen werden. Im nächsten Landeshaushalt werden zum ersten Mal dezidiert Gelder für die Uferhallen bereitgestellt.“
Senator Chialo hat demnach für 2024 und 2025 jeweils rund eine Million Euro pro Jahr eingeplant, das Ganze natürlich vorbehaltlich der noch ausstehenden Zustimmung des Parlaments. Mit dem Geld sollen vor allem die Mieten der Ateliers subventioniert werden, um sie bezahlbar zu halten.
Mietniveau wird jedoch steigen
Aktuell liegen die Mieten laut dem Künstler-Verein „Uferhallen e.V.“ im Durchschnitt bei 4 Euro bis 4,50 Euro kalt pro Quadratmeter. So niedrig werden sie nicht bleiben, das ist sicher, auch weil die Eigentümerin des Geländes die Ateliers sanieren wird.
Antje Blumenstein, Künstlerin und Vorstand des „Uferhallen e.V.“, spricht dennoch von einem „Riesenschritt“: „Wenn wir eine Lösung finden, dass wir sagen, natürlich steigt die Miete, aber so moderat, dass nicht nur große Künstler, sondern auch das mittlere Level und die ganz jungen Künstler es schaffen, überhaupt noch ein Atelier zu bezahlen, dann ist das wirklich wegweisend für alle anderen Standorte in Berlin.“
Noch zu klären ist, wie hoch der jährliche Mietpreis für das Gelände ausfällt. Laut Kultursenator Chialo liegt bereits ein konkretes Angebot der Eigentümerin, der Marema GmbH, vor. Insider sprechen davon, es handele sich um ein „anständiges Angebot“.
Marema-Geschäftsführer Felix Fessard nennt die Pläne eine „sehr gute Lösung“. Der Investor bekommt mit dem Land als Generalmieterin eine verlässliche, solvente Kundin, von der er mehr Geld fordern kann als bisher von den Kunstschaffenden.
Abschwung im Berliner Immobilienmarkt sorgt für neue Pläne
Eine neue Vereinbarung wurde auch deshalb gebraucht, weil die Eigentümerin ihre ursprünglichen Bebauungspläne in Zeiten von steigenden Baukosten und Zinsen deutlich zurückgefahren hat. Der Baupreisindex gegenüber dem Vorjahr ist um weitere 8.8 % gesteigen. Die Bauzinsen betragen aktuell zwischen 4,1 bis 4,5 Prozent effektiv. — Das bisher angedachte 13-stöckige Hochhaus wird zum Beispiel nicht mehr gebaut. Allerdings: für die weiterhin geplanten Neubauten – etwa ein Büro- und ein Wohnhaus – wird ein Teil der Künstlerinnen und Künstler in neue Ateliers umziehen müssen.
Der Bezirk Berlin-Mitte wird mit einem neue B-Plan für Planungssicherheit sorgen. Dieser soll als dezidiertes „Kulturgebiet“ ausgewiesen werden.
Noch befindet sich alles unter Finanzierungsvorbehalt. Erst wenn der neue Doppelhaushalt im Parlament verabschiedet ist, wird damit auch die Finanzierung gesichert.
Für die Künstlerinnen und Künstler in den Uferhallen wird es ab 1.1.2024 eine neue gesicherte Perpektive geben.
Weitere Informationen:
rbb-exklusiv: Berlin will Erhalt der Weddinger Uferhallen-Ateliers mit einer Million Euro sichern.