Von Michael Springer
„Berlin wird Modehauptstadt!“ — Erstmals soll eine Modeparade am 7.7.2022 die Straße zum Laufsteg machen. Fair. Nachhaltig. Inklusiv und Transparent soll es zugehen.
Die #fashionunites Parade, wird gefördert von den Bezirksämtern Mitte, Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf, der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie von VISIT BERLIN.
Es ist eine besondere Art von Standortförderung für die Welt, die man im guten Gewissen in Gang und mit „globalen Bewußtsein“ in Gang gesetzt hat. Beim staatlich gegründeten Modehaus PLATTE heißt es:
„Wir sind vollkommen transparent in allem, was wir tun. Interne und externe Prozesse werden offengelegt, um mehr Transparenz hinsichtlich Sourcing und Produktion zu schaffen. Best Practice Beispiele animieren andere zum Mitmachen, während Businessziele öffentlich dargelegt und kommuniziert werden.“
Das ist natürlich eine Lüge, denn die unsichtbar-heimtückische Struktur der „Wirtschaftsförderung“ wird den Kreativen und Designer:innen nicht offengelegt und nicht offen diskutiert.
Die Parade präsentiert exklusive Designs und Kollektionen im Tageslicht der Öffentlichkeit.
Dutzende Kamera und Smartphones klicken, senden die besten „Shot“ gleich als digitale Vorlage an Geschäftspartner in alle Welt.
Staatliche Förderung — zugleich Förderung von Datenökonomien
Staatliche Fördermittel werden für Präsentationen eingesetzt, die für Berlin die höchste Form der Anerkennung bei Touristen, Geschäftsreisenden und Modeeinkäufern erringen sollen: „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung“, erkannte schon Oscar Wilde. — Das Image der Stadt wird gefördert. Aber nicht vorrangig die wirtschaftliche Existenz der ausgebildeten Designurheber:innen.
So füttert man die Datenökonomien der Welt mit neuen individuellen Ideen, Mustern und Vorlagen und mit photogrammetrischen Schnittmustern in Echtzeit. Instagram ist zentrale Platfform für Memes und fotografische Styles. Die Registrierung beim THE GROUND FESTIVAL erfolgt bei einem Anbieter, der Daten aus dem Europäischen Datenschutzraum über den Atlantik exportiert.
Niemand erfährt wo die Daten noch ausgewertet und in Datengeschäfte umgewandelt werden — nicht einmal der Wirtschaftssenator, der die Förderbescheide konzipiert.
Im Ankündigungstext der Pressemitteilung vom 30.06.2022 werden die Akteur:innen daher auch völlig zu Recht als „Kunst-, Kultur- und Modeschaffende“ tituliert, denn der individuelle wirtschaftliche Erfolg und Unternehmenserfolg des kreativen, langjährig ausgebildeten Individuums stehen nicht im Mittelpunkt.
Das mit dem „Schaffen“ ist eine alte deutsche Tradition, die heute als moderne Wirtschaftsförderung im „ethisch-moralischen“ Mantel fortgesetzt wird — und prekäre wirtschaftliche Erwerbs-Bedingungen nachzieht.
Einen anderen Blick vermittelt die Schweizer Redaktion von Annabelle: „Designklau ist oft legal!“
Viviane Stadelmann interviewt die Rechtsexpertin Marie Kraus, und blickt hinter die Kulissen des Rechtsschutzes im Designrecht und die „Logomania“ der Modekonzerne.
Kreative müssen sich eigene Rechte sichern!
Ihr Rat geht an alle kreativen Akteure: das Designrecht wahrnehmen und intellektuelle Rechte beim beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) sichern.
Es ist die bessere Wirtschaftsförderung, denn Designrechte, Markenrechte und Patentrechte (etwa für Wearables und nachhaltige Textilien) sichern Kredite, Investitionen, Entrepreneurship, gute Arbeit und Erwerbsarbeit in Berlin und in Europa ab.
Einfach.SmartCity.Machen: Berlin! — Datenschutz, ePrivacy und Urheberrechte sind die Voraussetzungen für Erfolg in der Design-, Kultur- und Kreativwirtschaft. Einfacher Marktzugang und Nutzung der Vorteile des offenen Internets stehen am Anfang. Das neue Leitbild der UNESCO SmartCity of Media & Arts wird künftig individuellen Erfolg und optimale, synergetische Wertschöpfung fördern. FairCulture, Fairtrade und Synergien des Internets der Dinge und der Sinne werden nachhaltigen Wohlstand ermöglichen.
Kontakt und Akkreditierungen: info@anzeigio.de