Samstag, 14. Dezember 2024
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Google stoppt das Nutzer-Tracking

Googleplex Headquarters in, Mountain View

Von Michael Springer

Der Internetkonzern Google kündigt an, künftig die Nachverfolgung seiner Nutzer beim Surfen zu stoppen. Einzelne Nutzer sollen nicht mehr durch Drittanbieter-Cookies identifiziert werden! Damit lenkt Google beim Datenschutz ein, und verkündet damit das Aus für das bisherige Modell der personalisierten Werbung im Netz, bei dem Tracker und Cookies eingesetzt werden.

Google wird damit künftig keine Anzeigen mehr zu verkaufen, die das Surfverhalten von Einzelpersonen über mehrere Webseiten hinweg analysieren.

Google löst damit einen massiven Umbruch in der Werbeindustrie aus, der alle Erlösmodelle digitaler Werbung verändern wird.

Die Alphabet Inc. kündigte an, ab kommenden Jahr keine Tracking-Technologien mehr zu verwenden oder in solche zu investieren, die Webnutzer eindeutig identifizieren, während diese sich im Internet von Webseite zu Webseite bewegen.

Diese Entscheidung des weltgrößten digitalen Werbeunternehmens könnte dazu beitragen, dass die Branche insgesamt von der Verwendung solcher individualisierten Tracking-Methoden Abstand nimmt, die zunehmend von Datenschutzverfechtern kritisiert und von den Regulierungsbehörden unter die Lupe genommen werden.

Google — Schwergewicht im digitalen Anzeigengeschäft
Nach den Daten von Jounce Media, einem Beratungsunternehmen für „Programmatic Advertising“ hat Google im vergangenen Jahr 52 Prozent der weltweiten Ausgaben für digitale Werbung in Höhe von 292 Milliarden US-Dollar eingenommen.
Jounce Media gibt an, dass rund 40 Prozent der Werbegelder im offenen Internet über Googles Ad-Buying-Tools ausgegeben werden. Das offene Internet — damit ist der Bereich außerhalb geschlossener Systeme wie Google Search, Youtube oder Facebook gemeint.

Google plant neue Tracking-Lösungen
Laut Google betrifft die Ankündigung nur Webseiten, nicht jedoch die Werbetools und die sogenannten „Unique Identifier“ für mobile Apps.
Smartphone-Nutzer müssen sich also weiter mit der Frage des Datenschutzes und personalisierter Werbung auseinandersetzen.

Schon im Sommer 2020 hatte Google angekündigt, die am weitesten verbreitete Tracking-Technologie, sogenannte Drittanbieter-Cookies, ab 2022 ganz abzuschaffen. Mit der neuen Ankündigung macht Google nun klar, auch keine alternativen Tracking-Technologien zu entwickeln oder solche zu verwenden, die von anderen Unternehmen entwickelt werden, um Drittanbieter-Cookies für seine eigenen Ad-Buying-Tools zu ersetzen.

Stattdessen sollen die Tools neue Technologien verwenden, die Google zusammen mit anderen in einem so genannten „Privacy-Sandbox“ entwickelt hat, um Anzeigen zu schalten, ohne Informationen über Einzelpersonen von verschiedenen Websites zu sammeln.

Google verwies zur Begründung der neuen Pläne auf den Datenschutz. „Es liegt auf der Hand, dass sich die digitale Werbung weiterentwickeln und auf die wachsenden Bedenken der Menschen hinsichtlich ihrer Privatsphäre und der Nutzung ihrer persönlichen Identität reagieren muss“, schrieb Google-Manager David Temkin in einem Blogeintrag. „Ansonsten setzen wir die Zukunft des freien und offenen World Wide Web aufs Spiel.“

Neues Modell: „Federated Learning of Cohorts“ FLoC
Google will künftig das sogenannte FLoC ausbauen: das „Federated Learning of Cohorts.“ Auch hier werden Daten der User erfasst, aber zu großen Gruppen von Menschen in Clustern zusammengefasst mit Gruppeneigenschaften und Gemeinsamkeiten. Einzelpersonen sollen dabei effektiv „in der Menge verschwinden.“ lassen. In Tests der FLoC-Technik konnte Googles Ad-Team bisher feststellen, dass Werbetreibende mindestens 95 Prozent der bisherigen Conversions erhalten können.
FLoC soll schon im Frühjahr auf den Desktop-Browser Chrome verfügbar werden. Ab zweiten Quartal wird FLoC bei Google-Ads getestet.

Kritische Stimmen zu den Plänen
Googles Pläne sind ein harter Schlag vor allem für Facebook, das sich bisher auf Tracking und Browser-Fingerprinting stützt.
Auch der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e. V. (BDVZ) ist alles andere, als begeistert. Denn die Zeitungsverleger kämpfen um bessere Erlösmodelle, ein modernes Leistungsschutzrecht und haben zugleich hohe Investitionen in Tracker-Technologien und Monitoring-Systeme getätigt.
Laut Meedia hat der BDZV die jüngste Google-Ankündigung kritisiert. „Jetzt bewahrheitet sich, wovor kleinere digitale Unternehmen seit Jahren gewarnt haben: Dass Google aufgrund seiner Marktmacht nicht mehr auf Cookies angewiesen ist“, hieß es in einer Stellungnahme. Der BDZV forderte ein Eingreifen der EU-Kommission.


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