Von Michael Springer
Im Entwurf des Reform-Staatsvertrags für die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten ist die Fusion der beiden länderübergreifenden Sender 3sat und Arte angedacht. 3sat und Arte bieten seit 40 Jahren anspruchsvollen Journalismus. Kunst, Kultur und Wissenschaften haben hier ihre Heimat. Aber die Sender sind noch mehr: Archiv, Bühne und Zukunftschancen-Raum für ganz Europa.
Die beiden für den deutschen Sprachraum und für den deutsch-französischen Sprachraum überaus bedeutsamen Kultursender sind heute auch für das europäisch geprägte Kulturmodell unverzichtbar.
Inzwischen sind eine ganze Reihe von Petitionen mit der altbekannten „Rettet-Rhetorik“ gestartet worden:
Rettet 3sat – unser Kultursender darf nicht verschwinden!
Die von Fernsehjournalistin Katja Riha gestartete Petition ist allerdings sehr auf einen Status quo bedacht. Riha ist wirtschaftlich Beteiligte, und ist mit ihrer Produktionsfirma Can Do Berlin auch regelmäßig für den Sender tätig, und arbeitet für dessen tägliches Magazin „Kulturzeit.“
Das Engagement ist legitim, doch es weist nicht in eine mögliche, über den heutigen Status quo hinaus gehende Perspektive hin. Es ist die Perspektive von staatlich abhängig finanzierten „Kulturschaffenden“, die von staatlich und politisch kuratierten „Anstaltsleitungen,“ „Medienanstalten“ und Antragökonomien existenziell eingebunden sind.
Politiker, Medienpolitiker und staatliche Lenkung greifen hier in eine medial-digitale Medienlandschaft ein, in der weltweit sichere Milliardenerträge erwirtschaftet werden. Sie halten ein System aufrecht, das mit Milliardenbeiträgen aus Gebühreneinnahmen finanziert wird, und dabei gigantische Chancen einer europäischen freien Entfaltung von Künsten, Medien und Kulturen auslässt.
Auch im Sport gibt es ähnliche Entwicklungen. So ist es z.B. nicht einsehbar, warum man Gebühren für öffentliche-rechtliche Anstalten zahlen soll, wenn diese dann Lizenzgebühren für Übertragungsrechte in Sendefenstern zahlen, für Spiele, die auch im Streaming und Live-Streaming abonniert werden können.
Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich verspielen hier nicht nur viel Kapital, und sie verschenken Geld, menschliche Fähigkeiten und Lebenszeiten, auch und kulturelles Kapital, das dringend für die lokale Kunst-, Kultur- und Kreativwirtschaft und die digitale Medienwirtschaft benötigt wird.
Europa und ein zukunftsfähiges Kulturmodell haben Priorität
Eine große Disruption und „Kulturexplosion“ ist nötig, die das europäische Kulturmodell vom Joch einer aberwitzigen Kulturpolitik, Medienpolitik und ideologischen Einflussnahme befreit.
Vor allem die Künstlerinnen und Künstler, die Schöpferinnen und Schöpfer von Künsten und Kultur, die wirtschaftlichen Akteure in den zugehörigen kreativen und künstlerischen Branchen, müssen sich selbst aus Ketten prekärer Beschäftigungsformen befreien dürfen.
Eine kulturelle „Sprengung“ des „politisch gesteuerten Anstaltssystems“ ist nötig. Allein kreative Wertschöpfung und weltoffene kulturelle Prosperität zählen künftig und tragen auch ökonomisch in Märkten, Synergien und Medienmärkten zum Aufwuchs von kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Wertschöpfung bei.
3sat und Arte sollten kreativ aufgesprengt werden und in ihren charakteristischen Formen und Formaten zu einer transmedialen Medienagentur neuen Typs entwickelt werden.
4sat ist der Arbeitstitel einer 4-Länder-Medienagentur, die die besten Ideen und Konzepte von ARD, ORF, SRG, ZDF neu synthetisieren und mit den Ansätzen von France Télévisions und seiner Open Innovation Unit verbinden.
Arts, Culture, Music, Media & Sports bilden Märkte & Synergien
Arts, Culture, Music, Media & Sports bilden den großen zivilisatorischen weltweiten Rahmen für alle Städte und Stadtgesellschaften und ihre verbundenen Regionen in der Welt.
Alle Bürger und Gäste, alle Autoren, alle Künstler und alle Kreativen und Kulturellen Schöpfer sowie alle kulturellen Akteure dürfen im europäischen Kulturmodell ihre Freiheiten und Entfaltungsfreiheiten und ihre wirtschaftlichen Entfaltungsfreiheiten nutzen.
Medienkonvergenzen und das weltumspannende Internet müssen kreativer und mit mehr Nutzeneffekten genutzt werden!
Ökonomischer Nutzen, Märkte und Lizenzmärkte können in Synergien und Public Value Ökonomien verbunden, ergänzt werden. Der Lebenserwerb und die Erwerbsbiografien der Urhebern Künstler und kreativen Akteure sind eigenwirtschaftlich zu sichern. Gemeinsame und kollaborative gesellschaftliche Zusammenschlüsse in Arts, Culture, Music, Media & Sports müssen aus den allzuengen Korsagen staatlicher Antragsökonomien befreit werden.
Lizenzagenturen und Intellectual Property-Agenturen helfen dabei, selbsttragende, performative und gewinnbringende Initiativen, Formate und Produktionen auf den Weg zu bringen.
Das Modell der „Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt“ muss in ein offenes 4-Länder-Modell gewandelt werden, das selbstkuratierende offene Medienebenen, offene Medienkanäle und privater Plattformen lebendig und frei publizieren lässt.
Feedback: info@europress-aisbl.eu